35 - Der Krieg von Muta

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35 - Der Krieg von Muta

Muta liegt südlich des Toten Meeres, 50 km vor Jerusalem. Der Prophet schickte zu Beginn des 8. Jahres der Hidschra (629 n. Chr.) Harith b. Umayr al-Azdi mit einem Brief an den Statthalter von Busra, der Byzanz untergeordnet war, und lud ihn zum Islam ein. Als der Bote sich im Gebiet des Ghassanidischen Emirs Schurahbil b. Amr befand, wurde er von diesem Emir getötet. Harith b. Umayr ist der einzige Bote des Propheten, der getötet wurde. Als Antwort auf diesen offensichtlichen Verstoß gegen die internationalen Regeln, nach denen Boten durch Immunität geschützt sind, stellte der Prophet eine 3.000 köpfige Armee auf und berief Zayd b. Haritha zu ihrem Kommandanten. Falls Zayd sterben sollte, sollte Dscha'far b. Abu Talib, falls dieser fallen sollte, Abdullah b. Rawaha die Führung übernehmen. Für den Fall, dass Abdullah auch fallen sollte, bestimmte er, dass die Muslime untereinander einen anderen Kommandanten wählten. Der Prophet wollte, dass das Heer zuerst bis an die Stelle vorrückte, wo der Bote umgebracht worden war und die sich dort befindenden Menschen wurden zum Islam eingeladen. Falls sie den Islam annahmen, würde nicht gekämpft. Er befahl auch, dass man Frauen, Kinder, ältere Menschen und die Bewohner der Klöster, in Ruhe lassen, die Dattelfelder nicht beschädigen, keine Bäume fällen und keine Häuser zerstören solle.

Über Wadi al-Kura und Maan erreichte die islamische Armee Muta. Hier traf sie auf eine durch Theodoros, dem Kommandanten der byzantinischen Armeen, geführte, nach Überlieferungen aus ungefähr 100.000 oder 200.000 Mann bestehende Armee, der auch die von Schurahbil b. Amr geführten christlich-arabischen Stämme angehörten (Dschumada al-Awwal 8/ September 629). Als Zayd b. Haritha zu Beginn des Krieges fiel, übernahm Dscha'far b. Abu Talib die Fahne. Als ihm seine rechte Hand abgeschnitten wurde, nahm er die Fahne in seine linke Hand, als ihm auch diese abgeschnitten wurde, versuchte Dscha'far die Fahne mit beiden Armen vor seiner Brust zu halten, doch er wurde durch einen Lanzenschlag getötet. Als auch Abdullah b. Rawaha getötet wurde, der nach Dscha'far das Kommando übernommen hatte, wurde die Fahne an Khalid b. Walid übergeben. Den Überlieferungen zufolge berichtete der sich zur gleichen Zeit in der Masdschid al-Nabawi befindende Prophet seinen Gefährten über die Entwicklungen im Schlachtfeld und auch, dass die Kommandanten einer nach dem anderen starben. Als Khalid b. Walid das Kommando übernahm, sagte er: "... schliesslich hat ein Schwert aus Allahs Schwertern die Fahne übernommen. Endlich hat Allah den Muslimen die Eroberung gewährt." Khalid b. Walids Führung erweckte den Eindruck, dass Verstärkung gekommen sei, indem er die Soldaten in der rechten Flanke zur linken, die in der linken zur rechten, die sich hinten befanden nach vorne und die vorderen nach hinten versetzte. Er machte sogar etwas Beute, als er den Feind von Zeit zu Zeit angriff, während sich die Armee zurückzog, und schaffte es, die Armee mit minimalem Verlust nach Medina zu bringen.

In Muta starben insgesamt fünfzehn Muslime. Der Prophet weinte zwar, weil es Märtyrer gegeben hatte, doch er verbot, darüber laut zu lamentieren und zu klagen. Er bat die Verwandten und Nachbarn der Gestorbenen, deren Familien drei Tage lang mit Essen zu versorgen, und ihnen bei ihren Arbeiten zu helfen. Auch er selbst schickte drei Tage lang Essen zu den Bewohnern des Hauses von Dscha'far, welcher der Sohn seines Onkels gewesen war, und später kümmerte er sich um seine Kinder, indem er sie in sein Haus aufnahm.

In Muta, kämpften die Soldaten des Islam mit Ausdauer und Zähigkeit gegen die viel stärkere feindliche Armee. Khalid b. Walid, der sechs Monate vor dem Krieg von Muta, als sich der Prophet auf der Umra al-Kaza in Mekka befand, zum Muslim geworden war, wurde vom Propheten gelobt und mit dem Titel "Das Schwert Allahs" (Sayfullah) versehen. Er soll gesagt haben, dass während des Kampfes an jenem Tag neun seiner Schwerter zerbrochen waren und nur ein jemenitisches Schwert mit breitem Ende ganz blieb. Abdullah b. Umar und seine Freunde, die auch mitgekämpft hatten, berichteten, dass sie mehr als fünfzig Wunden auf Dscha'far b. Abu Talibs Brust gezählt hatten, die durch Schwerter, Pfeile und Lanzen entstanden waren. Der Prophet sagte, dass Dscha'far für den Verlust seiner beiden Hände mit zwei Flügeln zum Himmel fliegen würde. Daraufhin wurde er Dscha'far al-Tayyar genannt.

Obwohl der Krieg von Muta eine Sariyya war, da der Prophet an ihr nicht persönlich teilgenommen hatte, wurde er in manchen Quellen als Gazwa bezeichnet, wahrscheinlich, weil es eine große und wichtige Schlacht war. Außerdem wurde er auch Dschaysch al-Umara / Ba's al-Umara genannt.

Durch diesen Krieg hatte die islamische Armee zum ersten Mal gegen die byzantinische Armee gekämpft. Byzanz war eines der größten Kaiserreiche jener Zeit. Dass die muslimische Armee es geschafft hatte, mit minimalem Verlust nach Medina zu kommen, und das, obwohl sie gegen eine Armee gekämpft hatte, die um ein Vielfaches größer und stärker war, muss als ein Erfolg gesehen werden.

Prof. Dr. Mustafa Fayda bringt die Bedeutung dieses Krieges für die Muslime wie folgt zum Ausdruck: "Durch den Krieg von Muta hatten Khalid und die Muslime Gelegenheit, die byzantinische Armee, ihren Kampfstil, ihre Taktik und ihre Waffen sehr gut kennenzulernen. Diese Erfahrung würde ihnen später, in anderen Kriegen gegen Byzanz, vor allem in Yarmuk, hilfreich sein. Außerdem hatten die Araber in Syrien, Palästina und der Umgebung gesehen, welchen starken Glauben die Muslime hatten, wie heldenhaft und tapfer sie waren, und begannen, diese neue Religion und ihre Anhänger kennen zu lernen." (Fayda, Allah'ın Kılıcı Halid b. Velid, S. 168)

إِنَّ فِي خَلْقِ السَّمَاوَاتِ وَالأَرْضِ وَاخْتِلاَفِ اللَّيْلِ وَالنَّهَارِ وَالْفُلْكِ الَّتِي تَجْرِي فِي الْبَحْرِ بِمَا يَنفَعُ النَّاسَ وَمَا أَنزَلَ اللّهُ مِنَ السَّمَاء مِن مَّاء فَأَحْيَا بِهِ الأرْضَ بَعْدَ مَوْتِهَا وَبَثَّ فِيهَا مِن كُلِّ دَآبَّةٍ وَتَصْرِيفِ الرِّيَاحِ وَالسَّحَابِ الْمُسَخِّرِ بَيْنَ السَّمَاء وَالأَرْضِ لآيَاتٍ لِّقَوْمٍ يَعْقِلُونَ
In der Erschaffung der Himmel und der Erde, dem Wechsel von Tag und Nacht, den Schiffen, die die Meere mit Menschen und Gütern befahren, dem Wasser, das Gott vom Himmel herabsendet, um die tote Erde zu beleben, den verschiedenartigen Lebewesen, die die Erde bevölkern und den Winden, die ihre Ordnung haben, den Wolken, die zwischen Himmel und Erde schweben, in all diesem liegen Zeichen für Menschen, die sich des Verstandes bedienen.