Sahaba (Gefährten)

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Freitag, 30. April 2010

Sahaba (Gefährten)

Wer ist ein Sahabi?

Das Wort „Sahabi" (Plural „Sahaba, Ashab") stammt aus dem Arabischen und bedeutet (sehr naher) Freund. Als Begriff bedeutet es „jemand der den Propheten gesehen, an ihn geglaubt und mit ihm gehandelt hat und in diesem Glauben gestorben ist".

Demnach ist diejenige Person, die zwischen der Zeit der ersten Offenbarung am 6. August 610 n. Chr. und dem Todestag des Propheten, im zwölften Jahr der Hidschra, am elften Tag des Rabi al-Awwal (7. Juni 632), d. h. innerhalb dieser dreiundzwanzig Jahre der Prophezeiung gelebt, den Propheten gesehen und an ihn geglaubt hat, und als Muslim gestorben ist, ein Sahabi.

Diejenigen, die nicht zu jener Zeit gelebt haben oder wenn doch, den Propheten nicht besucht und nicht an ihn geglaubt haben oder diejenigen, die ihm geglaubt aber später wieder aus der Religion ausgetreten sind, werden nicht als Sahabi bezeichnet. Auch Personen, welchen der Prophet im Traum erschienen ist, nennt man nicht Sahabi.

 

Die Wertstellung der Sahaba

Die Sahaba haben einen hohen Rang und besitzen eine unvergleichliche Ehre. Dieser Rang und diese Ehre wurden ihnen nicht aus bloßer Gnade verliehen. Die Ashab haben sich ab dem ersten Moment ihres Bekenntnisses zum Islam zutiefst mit dem Propheten verbunden gefühlt und die Pflichten ihrer Religion in voller Ergebenheit ausgeübt. Auch wenn sie sich zu unterschiedlichen Zeiten bekehrt haben, haben sie doch einen Großteil ihres Lebens mit dem Propheten verbracht, seine Entscheidungen geteilt und für die Erhabenheit des Islam und seine Zugänglichkeit für die gesamte Menschheit, große Opfer gebracht. Es gab auch keine Angst, Bedrohung oder äußerlicher Druck, welcher sie gezwungen hätte, sich dieser neuen Religion anzuschließen und deren Glauben zu leben. Im Gegenteil; es war ihre innerliche Pflichterfüllung, welche von Kreisen, die sich gegen den Islam richteten, Drohungen erntete. Sie wurden gefoltert, dem Tod geweiht, gezwungen ihr Hab und Gut zu verlassen und auszuwandern, mehr noch, es starben gar viele am Märtyrertod; jedoch niemand gab seinen Glauben an Allah und seinen Gesandten auf. All dies zeigt uns, dass ihre Überlegenheit und ihre Privilegien eine Folge ihrer Ergebenheit, ihrer Opferbereitschaft und ihrer vorbildhaften Verhaltensweise waren.

Aufgrund dieser Selbstlosigkeit und vorbildhaften Verhaltensweise lobt Allah die Sahaba in mehreren Koranversen. Der Koran spricht von der dauernden gesellschaftlichen Vorbildfunktion der Ashab, von ihrem Glauben an Allah und den Propheten und von ihrer vollkommenen Ergebenheit und davon, dass sie hohen Gotteslohn für ihr Verhalten empfangen hätten. Außerdem teilt er uns mit, dass Allah mit den Sahaba und diese mit Allah zufrieden und im Einverständnis waren, für sie wurden Paradiesgärten vorbereitet, in denen sie ewig weilen werden. Der Koran berichtet, dass diese auserwählte Nachkommenschaft die Gnade, den Segen und die Belohnung Allahs erlangen wird. Sie sind rechtschaffene Gläubige, die Allah und seinem Gesandten dienten und trotz ihrer Armut stets ihre muslimischen Brüder sich selbst vorzogen. Sie verdienen die Erlösung und ihnen wird vergeben werden und aufgrund ihres men Glaubens werden sie Gnade erfahren; all dies sind Zeichen für ihre hohe Wertstellung.

Auch der Prophet bezeichnete diese sich aufopfernden Menschen, mit denen er sein Leben verbrachte, als die beste und lobenswerteste Generation in der Geschichte der Menschheit, als die beste aller Gemeinschaften, als jene, denen das Höllenfeuer nichts anhaben kann, als die Bewohner des Paradieses. Und er verlangte von den Muslimen sich gegenüber den Sahaba wohl und respektvoll zu verhalten, ihnen Gutes zu tun und nicht schlecht über sie zu reden.

Wer ist ein Sahabi?

Das Gefährtentum ist eine ehrenvolle Würde, die nicht jedem, sondern nur einer bestimmten Anzahl von Menschen zuteilgeworden ist, welche zu Zeiten des Propheten gelebt haben. Trotzdem gab es gelegentlich Fälle, in denen Menschen behaupteten, sie gehörten zu den Sahaba, obwohl sie den Propheten nie zu Gesicht bekommen hatten. Um derartige Behauptungen erkennen zu können und den Missbrauch des Gefährtentums zu verhindern, haben Islamgelehrte mit großer Genauigkeit an einer Definition gearbeitet und gewisse Methoden entwickelt die Sahaba zu bestimmen. Ein Sahabi wird als solcher akzeptiert, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind:

a. Vertrauenswürdige Überlieferungen. Eine große Anzahl von vertrauenswürdigen Menschen, die keine Lügen verbreiten, muss bezeugen, dass die jeweilige Person ein Sahabi ist. Dass Abu Bakr (gest. 13 H/634 n.Chr), Umar (gest. 23/643), Uthman (gest. 35/ 655), Ali (gest. 40/ 660) und die Aschara al-mubaschschara (die Sahaba, denen der Himmel verkündet wurde) zu den Sahaba gehören, wurde mit eben dieser Methode bestimmt.

b. Berühmtheit. Das Bekanntwerden durch das Erleben einiger seltsamer Ereignisse. Hierfür können unter den ersten Muslimen Yasir, seine Ehefrau Sumayya und deren Sohn Ammar (gest. 37/ 657) als Beispiele genannt werden. Ammar wurde bekannt, weil seine Familie die ersten Muslime waren, die gefoltert wurden.

c. Zeugnis. Das Zeugnis eines Sahabi oder einer Vertrauensperson dafür, dass die jeweilige Person zu den Sahaba gehört. Dass Humama b. Abu Humama ad-Dawsi ein Sahabi ist, gab eine bekannte Person der Ashab, nämlich Abu Musa al-Asch'ari, bekannt.

d. Äußerung. Die Äußerung einer muslimischen Vertrauensperson, dass er selbst ein Sahabi ist. Damit jedoch solch eine Äußerung gilt, muss diese Person spätestens im Jahre 110 der Hidschra (728 n. Chr.) verstorben sein. Denn der im Jahre 11 der Hidschra (632 n. Chr.) verstorbene Prophet berichtete kurz vor seinem Tod: „In hundert Jahren wird keiner der heute Lebenden mehr am Leben sein." (Muslim, „Fadail al-sahaba",53) und dies bedeutet, dass die Generation der Sahaba im Jahre 110 der Hidschra (728 n. Chr.) zu Ende ging. Aufgrund dessen wurden diejenigen, die sich nach dieser Zeit als Sahabi ausgaben, nicht als solche anerkannt und der Lüge bezichtigt.

Es gab auch andere Merkmale, die bei der Bestimmung der Sahaba hilfreich waren. Zu Zeiten des Propheten als Befehlshaber einer Armee tätig zu sein, bei den Kämpfen im Zeitalter der Khulafa al-Raschidin (der rechtgeleiteten Vier Kalifen) und in den Eroberungsheeren einen hohen Rang zu besitzen, zu Zeiten des Propheten in Medina geboren zu sein und bei der Abschiedswallfahrt teilgenommen zu haben, sind einige dieser Kriterien.

Kurz gesagt, kann eine Person, die sich als Sahabi ausgibt, bzw. über die berichtet wird, sie sei ein Sahabi, dies nicht mit einem der oben aufgeführten Punkten bestätigen, so wird diese Person nicht als Sahabi anerkannt. Alle bekannten Sahaba wurden auf diese Art und Weise als die Gefährten des Propheten erklärt.

 

Die Zahl der Sahaba

Was die Zahl der Sahaba betrifft, welche die Ehre besaßen, den Propheten während seiner dreiundzwanzig Jahren der Prophetie zu begleiten und an ihn zu glauben, gibt es keine konkreten Angaben. Diesbezüglich sind aus der Zeit des Propheten und der Sahaba keine eindeutigen Zahlen überliefert. Dies wäre auch nicht möglich gewesen, denn die Sahaba haben nicht gemeinsam an einem Ort gelebt, wo Volkszählungen oder Registrierungen durchgeführt wurden. Im Gegenteil; sie lebten verstreut an verschiedenen Orten. Die einen führten ein sesshaftes Leben, andere waren Nomaden. Dass sie gemeinsam mit Juden, Christen und Anhängern anderer Religionen gelebt hatten, macht es noch schwieriger, ihre Anzahl genauer zu bestimmen. Es wird jedoch in verschiedenen Quellen berichtet, ihre Anzahl betrage 60-70'000, und es heißt, dass bei der Abschiedswallfahrt kurz vor dem Tod des Propheten über 100'000 Sahaba anwesend waren.

Die Zahl der Sahaba deren Namen und Leben wir aus den Quellen kennen, ist sehr gering. Das an Inhalt und am Volumen reichhaltigste Werk zu diesem Thema ist die al-Isaba fi tamyiz al-sahaba von Ibn Hadschar al-Asqalani (gest. 852/1448 n. Chr.), in welcher die Biografien von 11'000 Sahaba festgehalten wurde. Berücksichtigt man jedoch die Wiederholungen einiger Personen und die Tatsache, dass einige dieser Personen die Kriterien der Beweisführung nicht erfüllen, so verringert sich diese Zahl etwas. Wir können davon ausgehen, dass es insgesamt 10'000 Sahaba gibt, deren Namen und Leben uns bekannt sind.

Die Kategorien der Sahaba

Die Sahaba werden innerhalb der islamischen Gemeinschaft als eine spezielle und gesonderte Generation gesehen; sie wurden nach ihrer vorrangigen Bekennung zum Islam in verschiedene Kategorien aufgeteilt. Die am weitesten verbreitete ist die aus folgenden zwölf Gruppen bestehende Aufteilung:

1. Die ersten Muslime aus Mekka; z. B. die Aschara al-Mubaschschara, Khadidscha und Bilal al-Habaschi.

2. Die Gefährten des Dar al-Nadwa (Versammlungsort des Quraischstammes), die nach der Bekehrung von Umar Muslime wurden.

3. Diejenigen, die im fünften Jahr der Prophetie nach Äthiopien auswanderten. Zu dieser Gruppe gehören die elf Männer und vier Frauen der ersten und die 83 Sahaba der zweiten Hidschra nach Äthiopien.

4. Diejenigen, die bei dem ersten Bay'a (Treueschwur/jemanden als Herrscher anerkennen) zu Akaba (ein Ort außerhalb von Medina) anwesend waren.

5. Diejenigen, die nach dem ersten Akaba-Bay'a Muslime wurden und an dem zweiten Akaba-Bay'a teilnahmen.

6. Die Emigranten, die noch während des Aufenthaltes des Propheten in Quba in Medina einwanderten.

7. Die Sahaba, die am Kampf zu Badr teilgenommen haben.

8. Diejenigen, die zwischen dem Kampf zu Badr und dem Hudaibiya-Abkommen (Friedensabkommen zwischen Muslimen und Ungläubigen) auswanderten.

9. Diejenigen, die den Propheten in Hudaibiya unter dem Baum huldigten.

10. Diejenigen, die in der Zeit zwischen dem Hudaibiya-Abkommen und der Eroberung Mekkas auswanderten.

11. Diejenigen, die mit der Eroberung Mekkas Muslime wurden.

12. Die Kinder, die den edlen Gesandten bei der Eroberung Mekkas und bei der Abschiedswallfahrt gesehen haben.

 

Die Epoche der Sahaba: Asr al-Saada (Die Epoche des Glücks)

Die Ashab handelten bis zum Tod des Propheten nach seinem Befehl und lebten innerhalb der Grenzen der arabischen Halbinsel und versuchten so den Islam zu verbreiten. Als der Gesandte Allahs starb, ergriffen sie die Initiative selbst und vollbrachten mit hohem Eifer großartige Dinge und waren die Begründer der sogenannten „Epoche der Sahaba (Asr al-Saada)". Die „Asr al-Saada" nt mit dem Tode des Propheten im 11. Jahr der Hidschra (632 n. Chr.) und endet mit dem Tod des letzten bekannten Sahabi Abu at-Tufail Amir b. Vasila Ibn al-Aska im Jahre 110 der Hidschra (728). Demnach hielt „die Epoche der Sahaba" ein Jahrhundert lang an. Gleich zu Beginn dieser Epoche haben die Ashab begonnen, die Grenzen der arabischen Halbinsel zu überschreiten und innerhalb von zehn bis fünfzehn Jahren ist es ihnen gelungen, das iranische Sassanidenreich zu vernichten und den Islam bis nach Indien, Mittelasien und dem Kaukasus zu bringen, das Byzantinische Reich, Ostanatolien, Syrien, Palästina, Ägypten und Nordafrika einzunehmen und bestimmte Inseln im Mittelmeer zu erobern. Die Sahaba ließen sich in Zentren der eroberten Länder nieder, beispielsweise in Qufa, Basra, Algerien, Homs, Damaskus und Ägypten und führten dort einerseits ihre wissenschaftlichen Arbeiten fort und beteiligten sich auf der anderen Seite an der Verbreitung des Islam.