44 - Die Letzten Tage des Propheten, Seine Krankheit und Sein Tod

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44 - Die Letzten Tage des Propheten, Seine Krankheit und Sein Tod

Nachdem der Prophet im Anschluss an die Abschiedspilgerreise nach Medina zurückkehrte, verschlechterte sich sein Gesundheitszustand. In den Tagen seiner Krankheit besuchte er die Gräber der Märtyrer von Uhud und verrichtete das Begräbnisgebet. Eines Nachts verließ er sein Haus, ging zum Friedhof Dschannat al-Baki, wünschte denjenigen, die dort ruhten, die Vergebung ihrer Sünden und ging wieder nach Hause. In jenen Tagen behauptete der dem Stamm Mashidsch angehörige Aswad al-Ansi im Jemen, er sei ein Prophet.

Aswad zog mit ungefähr sechshundet Reitern aus seinem Stamm gegen San'a, der Hauptstadt von Jemen, tötete Schahr, den Sohn von Bazan, dem ersten muslimischen Statthalter dieser Gegend, der nach ihm auf diesen Posten berufen worden war, heiratete gezwungenerweise dessen Frau Azad und wurde dadurch der neue Herrscher dieser Region. Der Prophet schickte Briefe zu den Statthaltern und führenden Personen der Region mit dem Befehl, Aswad zu beseitigen. Schließlich wurde Aswad mit Hilfe von Azad getötet (8. Rabi al-Awwal 11 / 3 Juni 632). Außerdem hatte Musaylima al-Kazzab aus dem Stamme der Banu Hanifa eine Delegation nach Medina geschickt; als diese nach Yamama zurückkehrte, entsagte er dem Islam und behauptete, er sei ein Prophet. Der Prophet lud ihn durch einen Brief wieder zum Islam ein. In dem Antwortbrief, den Musaylima schrieb, schlug er dem Propheten eine Partnerschaft vor und behauptete, dass eine Hälfte der Erde ihm und die andere Hälfte den Quraisch gehöre. Der Prophet antwortete, dass die Erde Allah gehöre und Er (Allah) einen Nachfolger für ihn auserwählen würde. Musaylima wurde während des Kalifats von Abu Bakr getötet.

Im 11. Jahr der Hidschra, am Ende des Monats Safar (Mai 632), entschied sich der Prophet nach dem Byzantinischen Reich, wo der Krieg von Muta stattgefunden hatte, eine von Usama b. Zayd kommandierte Armee zu schicken. Die vorbereitete Armee lagerte außerhalb von Medina in einer Gegend namens Dschuruf. Als sich aber der gesundheitliche Zustand des Propheten verschlechterte, zog es Usama vor, zu warten.

Der Prophet litt unterdessen an starken Kopfschmerzen und hohem Fieber. Mit Hilfe von ihm nahestehenden Gefährten ging er zur Masdschid al-Nabawi und verrichtete das Gebet. Eines Tages bestieg er die Kanzel (Minbar) und sagte: "Allah gab seinem Diener die Wahl zwischen der Erde und der Vereinigung mit Ihm; sein Diener zog die Vereinigung mit Ihm vor." Abu Bakr, der nicht lange brauchte, um zu verstehen, dass dieser Diener der Prophet war, sagte: "Mögen dir unsere Väter und unsere Mütter dafür geopfert werden, o Gesandter Allahs(1)" und fing an zu weinen. Der Prophet beruhigte ihn und sagte, dass er mit ihm zufrieden sei. Danach, an die gegenseitige Opferbereitschaft und Tugendhaftigkeit der Ansar und Muhadschir erinnernd, sagte er, dass diese zusammenarbeiten sollten. Dann wollte er, dass alle die ihm in irgendeiner Form geholfen und ihn unterstützt hatten, zu ihm kamen, damit er ihnen danken konnte. Weiter betonte er, dass man die Rechte der anderen respektieren, Schulden rechtzeitig zurückzahlen und darauf achten solle, dass sein Grab nicht zu einem Tempel gemacht werde, was in der Vergangenheit oft geschehen war.

Die folgenden Worte, die der Prophet seiner Tochter und seiner Tante mitgegeben hat, müssen hervorgehoben werden: "Begeht Taten, die für Allah einen Wert besitzen. Sonst kann ich euch im Bezug auf  Halal und Haram vor Allahs Verhör nicht bewahren".

Eines der letzten Vermächtnisse des Propheten für die Muslime besagt, dass sie ihnen untergeordnete Menschen gut behandeln, mit dem Bewusstsein, dass sie im Jenseits vor Allah zur Rechenschaft gezogen werden würden, die nötigen Vorbereitungen treffen, fremde Botschafter gut bewirten und ihnen Geschenke machen sollten.

Der Prophet, der seine letzten Tage in der Gegenwart von Aischa verbrachte, wünschte sich, dass Abu Bakr die Gebete durchführte, da sich sein gesundheitlicher Zustand drei Tage vor seinem Tod ziemlich verschlechtert hatte. Als er sich für eine Weile besser fühlte, ging er mit Hilfe von Ali und Fazl b. Abbas zur Masdschid. Als Abu Bakr ihm die Gebetsnische überlassen wollte, deutete Mohammed (sav) mit einer Handbewegung, dass er weiter machen solle, und begann neben ihm zu beten. Am Tag, an dem der Prophet starb, stattete Abu Bakr ihm nach dem Morgengebet einen Besuch ab, und als er sah, dass es ihm besser ging, bat er um Erlaubnis und ging nach Hause. Doch plötzlich verschlechterte sich der Zustand des Propheten. Laut Aischa sagte der Prophet ganz leise, kurz bevor er starb: "La ilaha illallah, wie schwer ist es doch, seine Seele zu übergeben!" und dann starb er, die Worte "Maa'r-refiki'l-a‘la" (an den erhabensten Freund) von sich gebend (Montag, 13. Rabi al-Awwal 11 / 8 Juni 632).

Der Tod des Propheten machte den Muslimen das Herz schwer. Manche Gefährten wie Umar, die merkten, dass die Munafiq sich freuten, behaupteten sogar erstaunt, dass er nicht gestorben war. Abu Bakr, der erfuhr, dass Mohammed (sav) gestorben war, ging sofort zu seinem Leichnam, hob das Tuch von seinem Gesicht, küsste dieses und sagte: " Bei meinem Vater und meiner Mutter, o Gesandter Allahs. So wie du zu deinen Lebzeiten schön warst, bist du es auch nach deinem Tod". Danach ging er zur Masdschid und sagte Folgendes: "O ihr Menschen! Alle, die Mohammed anbeten, sollen wissen, dass er gestorben ist. Alle die Allah anbeten, sollen wissen, dass Er unsterblich ist" (Ibn Hischam, II, 655-656). Dann las er den folgenden Vers vor: "Und Mohammed ist nur ein Gesandter; schon vor ihm gingen die Gesandten dahin. Und so, ob er stirbt oder fällt, werdet ihr umkehren auf euren Fersen?Und wer umkehrt auf seinen Fersen, nimmer schadet er  Allah etwas; aber Allah wird wahrlich die Dankbaren belohnen" (Al-i Imran 3/144). Der Leichnam des Propheten wurde mithilfe der Söhne seines Onkels Abbas (Fazl und Kusam), Usama b. Zayd und Ali, am Dienstag gewaschen und in dem Zimmer, wo er gestorben war, aufbewahrt. Das Totengebet wurde nicht gemeinsam verrichtet; erst kamen die Männer, dann die Frauen und später die Kinder. Sie kamen in kleinen Gruppen, sodass Sie den Raum, in dem sich der Leichnam des Propheten befand, nicht überfüllten und beteten einzeln. Ein Hadith des Propheten befolgend, das Abu Bakr überliefert hat, wurde Mohammeds (sav) Leichnam von Ali, Fazl, Kusam und Usama an der Stelle begraben, wo er gestorben war.

Er, der ein schlichtes Leben geführt und seine finanziellen Mittel immer auf dem Wege Allahs ausgegeben hatte, hinterließ ein sehr bescheidenes Erbe. Er hatte gesagt: "Wir Propheten vererben nichts. Alles, was wir hinterlassen, ist Sadaka (Almosen)" (Ibn Sa‘d, II, s. 314; Bukhari, "Humus", 1). Als er starb, besaß er einen weißen Maulesel, Waffen und ein paar Grundstücke. Er hatte befohlen, dass das Einkommen seiner Grundstücke für seine Familie ausgegeben und der Rest der Staatskasse zugefügt werden sollte. Kurz vor seinem Tod sagte er, dass er sich mit den 7 Dirham, die er übrig hatte, in der Gegenwart Allahs schämen würde, und wollte, dass diese an arme Menschen verteilt wurden. Eine Rüstung von ihm befand sich als Pfand für Schulden in Besitztum eines Juden.

Das geistige Erbe des Propheten ist für seine Ummah, gleichzeitig aber auch für die ganze Menschheit, von großer Bedeutung. Wie auch in seiner Abschiedspredigt erwähnt, sind der Koran und die Sunna das wertvollste Erbe, das er hinterlassen hat. Der Islam und die islamische Kultur und Zivilisation, die auf diesen beiden fundamentalen Quellen basieren, haben Jahrhunderte lang große Gebiete beeinflusst und somit ihren Platz in der Geschichte der Menschheit eingenommen.



(1)„(Bei unseren Vätern und Müttern, oh Gesandter Allahs!.)"

إِنَّ فِي خَلْقِ السَّمَاوَاتِ وَالأَرْضِ وَاخْتِلاَفِ اللَّيْلِ وَالنَّهَارِ وَالْفُلْكِ الَّتِي تَجْرِي فِي الْبَحْرِ بِمَا يَنفَعُ النَّاسَ وَمَا أَنزَلَ اللّهُ مِنَ السَّمَاء مِن مَّاء فَأَحْيَا بِهِ الأرْضَ بَعْدَ مَوْتِهَا وَبَثَّ فِيهَا مِن كُلِّ دَآبَّةٍ وَتَصْرِيفِ الرِّيَاحِ وَالسَّحَابِ الْمُسَخِّرِ بَيْنَ السَّمَاء وَالأَرْضِ لآيَاتٍ لِّقَوْمٍ يَعْقِلُونَ
In der Erschaffung der Himmel und der Erde, dem Wechsel von Tag und Nacht, den Schiffen, die die Meere mit Menschen und Gütern befahren, dem Wasser, das Gott vom Himmel herabsendet, um die tote Erde zu beleben, den verschiedenartigen Lebewesen, die die Erde bevölkern und den Winden, die ihre Ordnung haben, den Wolken, die zwischen Himmel und Erde schweben, in all diesem liegen Zeichen für Menschen, die sich des Verstandes bedienen.