27 - Die Gazwa von Banu Nadir

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27 - Die Gazwa von Banu Nadir

Die Banu Nadir, einer der drei jüdischen Stämme in Medina, die einen halben Tag entfernt von der Stadt, in starken Festungen wohnten, besaßen große Dattelfelder und betrieben hauptsächlich Landwirtschaft. Sie hatten sich den anderen jüdischen Stämmen gegenüber eine höhere Stellung erworben. Deswegen wurde volles Blutgeld bezahlt, falls ein Gefallener den Banu Nadir angehörte, und nur die Hälfte, wenn er den Banu Qurayza angehörte. Diese Ungleichheit zwischen den Stämmen im Bezug auf das Blutgeld wurde auf Beantragung der Banu Qurayza durch den Propheten aufgehoben und ausgeglichen.

Die Banu Nadir hatte an dem Medina-Abkommen - welches nach der Hidschra geschlossen wurde - als Alliierte des Stammes Aws teilgenommen. Obwohl sie anfangs nicht gegen die Muslime waren, fingen sie nach der Gazwa von Badr und der Verbannung der Banu Qaynuqa an, feindliches Benehmen zu zeigen. Vor allem ihr berühmter Dichter Ka'b b. Aschraf stellte den Propheten und seine Gefährten durch seine dichterische Begabung und kraftvolle Vortragsweise satirisch dar. Er ging sogar bis nach Mekka, um die Hassgefühle von Abu Sufyan und die der anderen Mushriq anzufeuern und gab dafür sein ganzes Vermögen aus. Der Prophet, der durch diese sich steigernden, den Islam angreifenden, Aktivitäten und Erniedrigungen beunruhigt war, wollte diese beenden. Ka'b b. Aschraf, der sich nicht davor scheute, die religiösen Werte der Muslime öffentlich zu verachten, wurde durch einen von Mohammed b. Maslama und einigen seiner Freunde ersonnenen gemachten Plan getötet (Rabi al-Awwal 3 / September 624). Die Juden der Banu Nadir waren außerdem während der Schlacht von Uhud zum Heerlager der Muschriq gegangen und hatten sie gegen die Muslime aufgehetzt. Auch hatten sie von Zeit zu Zeit versucht, die Muslime anzugreifen und den Propheten zu ermorden. Mohammed (sav) hatte mehrmals versucht sie zu warnen, damit sie den Pakt respektierten, hatte damit aber keinen Erfolg.

Amr b. Umayya ad-Damri, der das Unglück von Bi'r Mauna überlebt hatte, hatte auf seiner Reise zurück nach Medina zwei Mitglieder der Banu Amir b. Sa'saa, als diese schliefen, umgebracht, weil er sich für seine gestorbenen Freunde rächen wollte. Er hatte jedoch nicht gewusst, dass diese beiden Muslime waren. Mohammed (sav) war untröstlich, dass diese Menschen - die er unter seine Obhut genommen hatte - getötet worden waren und verkündete, dass Amr das Blutgeld dieser beiden bezahlen werde. Zusammen mit Abu Bakr, Umar und Ali ging er zu den Banu Nadir, um sie darum zu bitten, sich, wie üblich, am Blutgeld beteiligten. Die Banu Nadir empfingen sie zwar gut, versuchten jedoch dann, sie zu töten, indem sie Steine vom Dach einer ihrer Festungen herunterrollten. Der Prophet, der dies bemerkte, verließ den Ort zusammen mit seinen Begleitern und kehrte in die Stadt zurück. Es wird überliefert, dass die Juden der Banu Nadir - im Auftrag der Quraisch - auch noch andere Attentate gegen den Propheten versucht haben. Da sie das Abkommen von Medina gebrochen hatten, gab Mohammed (sav) ihnen zehn Tage, um die Stadt zu verlassen. Als sie mit ihren Reisevorbereitungen anfingen, sagte Abdullah b. Ubay, dass er ihnen helfen würde, und überredete sie, zu bleiben. Daraufhin wurden sie von der Armee des Propheten belagert und Mohammed (sav) lud sie zu einem Abkommen ein (Rabi al-Awwal 4 / August 625). Erst versuchten sie Widerstand zu leisten, doch nach einer Belagerung von fünfzehn Tagen nahmen sie ihre Frauen und Kinder und alles, was sie mitnehmen konnten, und verließen Medina mit sechshundert beladenen Kamelen. Manche von ihnen zogen nach Haybar, andere nach Syrien und siedelten sich dort in Azriat an.